Smart Building

Die Wohnung, die auf mich aufpasst

Author: Frank Druska, Investitionsmanagement, GESOBAU AG und Helene Böhm, Soziale Quartiersentwicklung, GESOBAU AG
Issue 02-2018: read all articles online read as pdf

90 Prozent der MieterInnen der GESOBAU AG in Berlin wünschen sich, auch im Alter selbstständig und selbstbestimmt in der eigenen Wohnung leben zu können. Dieser Wunsch warf 2014 die Frage auf: Wie können Wohnungslösungen aussehen, in denen die Lebenssituation Älterer und Pflegebedürftiger, die bestehenden Quartiersansätze und die zunehmende Digitalisierung unseres Lebens zusammen gedacht werden? Genau hier setzt das Projekt „Pflege@Quartier“ an: Ein Vorhaben, das seit 2015 exemplarisch im Märkischen Viertel im Norden Berlins durchgeführt wird.

Gemeinsam mit der AOK Nordost und bis 31.01.2018 gefördert durch den GKV-Spitzenverband hat die GESOBAU AG erforscht, ob und wie moderne Technik dazu beitragen kann, Mobilität und kognitive Fähigkeiten zu erhalten, um auch bei steigendem Pflegebedarf einen Verbleib in der eigenen Wohnung zu gewährleisten.

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Nutzerperspektive als Grundlage für Ausstattungskonzept

Im Fokus standen die Nutzerperspektive und damit die individuelle Lösungsanpassung. Das Projekt „Pflege@Quartier“ wurde gemeinsam mit MieterInnen (Altersdurchschnitt 77 Jahre, tlw. mit Pflegegrad) erarbeitet und orientierte sich damit konkret an den vorhandenen Bedürfnissen Älterer. Im Projektzeitraum wurde ein Konzept zur Ausstattung entwickelt, das in einer Musterwohnung und in 30 Mieterwohnungen erprobt wird. Die Basisausstattung ist dabei so gewählt, dass sie nicht nur eine Hilfe für Ältere, sondern einen Komfortgewinn für jede Altersgruppe darstellen kann.

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Voraussetzung: wartungsarm, leicht zu installieren und zu bedienen

Bei den assistiven Einbauten wurden bewusst Lösungen gewählt, die leicht bedienbar sind oder sogar ohne jede Aktion seitens des Nutzers auskommen. Da die Installation im bewohnten Zustand erfolgt, wurde darauf geachtet, dass die Lösungen bezahlbar und wartungsarm sind. Die genutzte Technik muss darüber hinaus mit möglichst geringem Aufwand und Eingriff in die Wohnung zu installieren sein, weshalb sich nur funkbasierte System anboten. Die Firma escos automation GmbH, die die Wohnungen ausgestattet hat, setzt daher EnOcean-fähige Komponenten ein.

Als favorisierte Technikmodule haben sich Inaktivitäts-Melder, Sturzerkennung und automatische Herd-Abschaltungen herausgestellt. Außerdem sind Funk-Lampenschaltungen, eine Türklingel-Erweiterung und das Orientierungslicht, das nachts den Gang zur Toilette sicherer macht, bei den MieterInnen positiv aufgenommen worden. Die Wohnung, die auf ihren Bewohner aufpasst, ist in der Lage, Notfallsituationen automatisch zu erkennen und teilweise selbstständig zu entschärfen, indem z.B. die Notruf-Servicekette zur Johanniter-Unfall-Hilfe in das System eingebunden oder die systemeigene App durch Angehörige der BewohnerInnen genutzt wird.

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Mit dem “Alles-Aus-Schalter” lassen sich alle Verbraucher bei Verlassen der Wohnung ausschalten, zum Beispiel der Herd.

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Verstetigung und Integration in den Wohnalltag

Über den Förderzeitraum hinaus setzt die GESOBAU das Vorhaben „Pflege@Quartier“ fort, um die assistive Technik auch nach dem Testbetrieb hinaus durch ein „mitalterndes“ Wohnungsangebot nachhaltig in den Bestand und die Vermietungsprozesse zu integrieren.

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Präsenzsensoren erfassen die Raumnutzung und damit auch eine auffällige Inaktivität. So können Verwandte oder Pfleger rechtzeitig reagieren.

www.gesobau.de