Interview: Welche Aspekte sind bei der zukünftigen Planung von Büroflächen zu beachten?
Issue 02-2021:
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Welche Problematik erkennen Sie, wenn Sie heute mit Bauherren oder Generalunternehmern über die Planung von Gebäuden reden?
Isabel Scheidemacher: Derzeit gibt es viele Diskussionen zur Grundthematik „Homeoffice“ und zu den „Büroflächen, die frei sind“. Die Vorstellungen davon, wie es weitergeht, sind sehr vage. Aktuell fehlen Konzepte und Ideen für diese Situation.
Wie könnte ein Lösungsansatz aussehen?
Frank Lettmann: Unserer Einschätzung nach ist davon auszugehen, dass die Flächengrößen gleich bleiben, sie aber flexibler genutzt werden.
Dafür muss die Technik eingebaut werden, um die Gebäude intelligenter zu machen. Mithilfe von selbstlernenden Algorithmen können Büroflächen so optimaler und flexibel durch die Mitarbeiter genutzt werden.
Im Augenblick gibt es noch einen Raum „Büro“, und der kann nichts anderes sein. Wenn ich ihn allerdings technisch umgestalte, kann er wahlweise ein Besprechungsraum oder ein Projektraum sein. Unterstützen können hierbei funkbasierte und batterielose Sensoren, die jederzeit flexibel angebracht werden können.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei diesem Lösungsansatz?
Isabel Scheidemacher: Wenn die Büros nicht voll genutzt werden, ist es elementar wichtig, dass sich die ungenutzten Flächen eigenständig auf einen minimierten Energieverbrauch einstellen.
Das kann man durch eine optimierte Nutzerfläche bezogen auf den tatsächlichen Bedarf erreichen. Wenn ein Mitarbeiter eine Besprechung mit vier Teilnehmern hat, braucht er keinen Besprechungsraum, der auf 20 Personen ausgelegt ist.
Parallel jedoch muss ein Angebot an die Mitarbeiter erfolgen, damit diese die freien Flächen nutzen wollen. Denn die Menschen werden in Zukunft selbstständiger entscheiden, ob sie von zu Hause arbeiten oder ins Büro kommen.
So wandelt sich der Pflichtbereich zu einem Angebotsbereich. Dabei ist Agilität gefragt. Was biete ich dem Mitarbeiter an, damit er meine Flächen nutzt? Zum Beispiel Besprechungsräume, Silent-Räume, Telefon-Räume, Arbeitsplätze …
Wie bewerten Sie dabei den Faktor Mensch?
Frank Lettmann: Aktuell besteht noch die Prägung „hier ist dein Arbeitsplatz“. Die junge Generation wird jedoch mehr fordern: dass der Arbeitsplatz nicht nur zum reinen Abarbeiten genutzt wird, sondern mehr und mehr ein Wohlfühlort wird. Um das zu erreichen, gibt es die notwendigen, existierenden Hardskills für Licht und Raumklima. Elementar werden allerdings die Softskills, die das Gebäude in einen attraktiven Ort für die Mitarbeiter verwandeln. Architektur und Hülle spielen dabei eine Rolle sowie die Technik.
Wie genau kann die Technik dabei unterstützen?
Isabel Scheidemacher: Wir haben bereits eine Menge Daten, die im Gebäude generiert werden. Wie man mit den Daten umgeht, das ist das Interessante. Schlagwort ist hier das „Internet of Services“. Was mache ich mit den Daten, wie verknüpfe ich sie sinnvoll? Das Gebäude muss auf Basis aller gesammelten, auch historischen Daten Schlüsse für die Zukunft ziehen. Mit dem Ziel, dass der Mitarbeiter gerne ins Gebäude kommt. Dabei werden die Algorithmen den Betrieb übernehmen, sodass sich der Betreiber nicht darum kümmern muss.
Was ist Ihr Appell an die Investoren und Bauherren?
Frank Lettmann: Sie müssen jetzt anfangen umzudenken. Die Weichen müssen für die Generation von morgen und übermorgen gestellt werden. Damit diese das Gebäude dann auch z.B. in fünf Jahren nutzen können.
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