EnOcean Insights

EnOcean Alliance-Zertifizierung – Gütesiegel für verlässliche Interoperabilität

Autor: Armin Pelka, Certification Manager, EnOcean Alliance
Ausgabe 01-2017: alle Artikel online lesen als PDF lesen

Die Interoperabilität von Geräten basierend auf der EnOcean-Technologie ermöglicht seit Langem den herstellerübergreifenden Aufbau von Gebäudemanagementsystemen und die Sicherung der getätigten Investitionen über viele Jahre. Interoperabilität bedeutet, dass sich EnOcean-Geräte unterschiedlicher Hersteller über eine bestimmte Entfernung miteinander drahtlos unterhalten können, sich dabei richtig verstehen und dadurch eine verteilte Funktionalität korrekt umsetzen können – sofern die bestehenden Systemspezifikationen auf allen Ebenen konsequent angewendet werden.

Technischer formuliert, fordert die Interoperabilität von den Geräten ein spezifikationskonformes und nachvollziehbares Verhalten auf allen Ebenen. Konkret bedeutet dies

  • auf der physikalischen Ebene die Konformität der Luftschnittstelle zu den EnOcean-Standards ISO/IEC 14543-310 und ISO/IEC 14543-3-11 sowie das Erzielen einer definierten Mindest-Funkreichweite,
  • auf der Kommunikationsebene das zeitliche und logische Einhalten von Kommunikationsabläufen,
  • auf der Anwendungsebene das korrekte Codieren und Decodieren von Kommunikationsinhalten, die Einhaltung zeitlicher Abläufe und die konforme Weiterverarbeitung der übertragenen Nutzdaten.

Interoperabilität für vielfältige Lösungen

Für die zunehmenden Einsatzmöglichkeiten der EnOcean-Technologie fordern Planer, Integratoren und Anwender verlässliche Geräte und Verfahren, die eine Realisierung vielfältiger Lösungen ermöglichen. Ein EnOcean Alliance-Zertifizierungsprogramm – in Kombination mit einer entsprechenden Gerätekennzeichnung – soll die Interoperabilität von EnOcean-Geräten ohne großen zusätzlichen Aufwand sicherstellen. Das Zertifizierungsprogramm beinhaltet alle hinreichenden Elemente einer Kommunikation und ist als Selbstzertifizierung der Gerätehersteller – vergleichbar mit der europäischen CE-Erklärung – ausgelegt. Eine zusätzliche Überprüfung durch eine unabhängige und für EnOcean-Zertifizierungen zugelassene Prüfstelle ist optional ebenfalls möglich.

Einheitlicher Testablauf

Die EnOcean-Konformitätserklärung besteht aus mehreren Schritten, die der Gerätehersteller im Zuge seiner Entwicklungsverifikation ohne großen Mehraufwand durchführen kann (siehe Grafik). Im Rahmen der Vorbereitung zur Zertifizierung werden die für das Gerät zutreffenden Zertifizierungstests auf den einzelnen Ebenen festgelegt und die gerätebezogenen Unterlagen zusammengestellt. Die Durchführung der einzelnen Zertifizierungstests erfolgt gemäß den Testspezifikationen der EnOcean Alliance. So wird sichergestellt, dass alle Geräte einem identischen Testablauf unterzogen werden und die Testabdeckung sowie die Testergebnisse unabhängig vom einzelnen Gerätehersteller vergleichbar und wiederholbar sind.

Interoperabilität auf der physikalischen Ebene

Mit der Freigabe der Spezifikation der „Radio Performance“ wurde ein erster wichtiger Schritt zur EnOcean Alliance-Zertifizierung erreicht. Hersteller können damit ab sofort nachweisen, dass ihre Geräte die im Sinne der Interoperabilität erforderliche Funkreichweite erzielen. Mit der Freigabe der Spezifikation der Zertifizierung der Luftschnittstelle basierend auf den EnOcean-Standards ISO/ IEC 14543-3-10 und ISO/IEC 14543-3-11 werden Tests und Verfahren hinsichtlich der Konformität der einzelnen Signale und deren zeitliches Verhalten sichergestellt.

Interoperabilität auf der Kommunikationsebene

Die Technische Arbeitsgruppe der EnOcean Alliance (TWG) hat weiterhin die Spezifikation zur Zertifizierung der „Communication Profiles“ erarbeitet. So kann die Implementierung anhand der gewählten Protokolle – EEP oder Generic Profile – überprüft werden. Grundlagen dazu sind die Systemspezifikationen der EnOcean Alliance – die EEP-Spezifikation (derzeit Release 2.6.6) und die Spezifikation Generic Profile. Mittels definierter „Test-Schritte“ wird die Prüfung der Protokolle  durchgeführt, die somit zeitgleich dokumentiert wird und eine Nachvollziehbarkeit des Tests sicherstellt.

Level der Zertifizierung

Grundsätzlich gilt es, zwischen der Zertifizierung einer Plattform, beispielsweise eines Moduls, oder der eines Endproduktes zu unterscheiden. Eine zertifizierte Plattform wird lediglich hinsichtlich ihrer Luftschnittstelle überprüft, stellt jedoch die Voraussetzung für ein zertifiziertes Endprodukt dar, welches ein spezifikationskonformes und nachvollziehbares Verhalten auf allen drei Spezifikationsebenen (Luftschnittstelle, Mindest-Funkreichweite und „Communication Profiles“) erfüllen muss. Die Zertifizierungs-Level 2.0 und 3.0 gelten seit dem 1.1.2017.

Zertifizierung 2.0

Die Zertifizierungsversion 2.0 gilt für bestehende Endprodukte, die sich vor Gültigkeit des Zertifizierungsprogramms in der Entwicklung befanden oder auf dem Markt waren. Die Zertifizierung 2.0 beinhaltet das spezifikationskonforme Verhalten eines Produktes hinsichtlich der beiden Spezifikationsebenen „Luftschnittstelle“ und „Communication Profiles“ und gewährleistet so eine gewisse Interoperabilität zwischen 2.0-zertifizierten Produkten.

Zertifizierung 3.0

Die Zertifizierungsversion 3.0 gilt für neue Produkte, deren Entwicklung im Jahr 2017 liegt, oder ältere Produkte, die bereits ein spezifikationskonformes Verhalten hinsichtlich der drei Spezifikationen erfüllen. Eine Zertifizierung erfolgt hinsichtlich der drei Spezifikationsebenen Luftschnittstelle, Mindest-Funkreichweite und Kommunikationsprofile und gewährleistet somit eine höhere Interoperabilität zwischen 3.0-zertifizierten Produkten unterschiedlicher Hersteller.

Richtlinie und Dokumentation

Eine reibungslose Durchführung der Zertifizierung ist durch das „EnOcean Alliance Certification Handbook“ sichergestellt. Es unterstützt auch die Vereinheitlichung und damit Nachvollziehbarkeit der Zertifizierungsdokumentation. Zudem wurden von der TWG geeignete Prüflabore als unabhängige EnOcean Alliance-Zertifizerungsstellen ausgewählt, die alternativ oder ergänzend zur Selbstzertifizierung eingesetzt werden können. Ein sogenannter Zertifizierungs-Manager wird im Namen der EnOcean Alliance die eingereichten Zertifizierungsdokumente der Produkthersteller auf Vollständigkeit und Richtigkeit prüfen und ein Zertifikat ausstellen, sollten alle Bedingungen erfüllt sein.

EnOcean Alliance-Zertifizierung – Gütesiegel für verlässliche Interoperabilität

Die Zertifizierung EnOcean-basierter Produkte erfolgt innerhalb weniger Schritte ohne großen Mehraufwand.

Das EnOcean Alliance-Zertifizierungsprogramm ist das bedeutende Tool zur Gewährleistung und Weiterentwicklung der Interoperabilität von EnOcean-basierten Geräten und ohne großen Mehraufwand durchzuführen. Zusätzlich berechtigt es Produkthersteller, das EnOcean Alliance Technologie-Logo zur Kennzeichnung ihrer Produkte zu nutzen sowie die zertifizierten Produkte in der entsprechenden Produktdatenbank auf der EnOcean Alliance Website zu listen.

www.enocean-alliance.org

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