Partner für das Internet of Everything
Issue 02-2015:
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Anfang des Jahres 2015 ist die EnOcean Alliance der AllSeen Alliance beigetreten, um gemeinsam das Internet of Everything (IoE) zu verwirklichen. Diese Partnerschaft verbindet das etablierte EnOcean-Ökosystem mit der Open Source Community der AllSeen Alliance. Wir haben mit Philip DesAutels, Senior Director der AllSeen Alliance, und Graham Martin, Chairman der EnOcean Alliance, über die zukünftige Bandbreite dieser Zusammenarbeit gesprochen.
Die AllSeen Alliance erzielt große Aufmerksamkeit mit ihrem Weg zum Internet of Everything. Was ist das Faszinierende an einem IoE?
Philip DesAutels: Das Internet of Everything wird die Art und Weise verändern, wie Endverbraucher, Unternehmen, Branchen etc. Technologie nutzen. Wenn Intelligenz überall verteilt ist, werden wir verstärkt von Informationen umgeben sein, die unsere Bedürfnisse erfassen und vorausahnen. Ist das Internet of Everything vollständig umgesetzt, wird sich niemand fragen, wie es funktioniert – es funktioniert einfach. Neue Produkte, Services, Unternehmen, Märkte und Branchen werden entstehen. Das IoE verspricht, unsere Art, wie wir leben, arbeiten, lernen, spielen und uns mit unserer Umwelt und anderen austauschen, nachhaltig zu verändern.
Welchen Ansatz verfolgt die AllSeen Alliance, um ein IoE zu verwirklichen – in anderen Worten, warum wird die Welt den AllSeen-Standard für das IoE annehmen?
Philip DesAutels: Die AllSeen Alliance ist ein Partnerschaftsprojekt in einem neutralen Forum der Linux Foundation. Diese schafft den wichtigen partnerschaftlichen und organisatorischen Rahmen, sodass sich die AllSeen Alliance auf IoE-Innovationen und das Open Source-Projekt AllJoyn fokussieren kann.
Die AllSeen Alliance-Gemeinschaft war von Grund auf als Open Source-Projekt angelegt. Wir sind also keine Organisation, die viel Zeit damit verbringt, über Spezifikationen zu diskutieren oder Hunderte von Seiten an Dokumentation zu schreiben. Vielmehr konzentrieren sich die Mitglieder der AllSeen Alliance darauf, was sie zum Code beitragen wollen, um das Protokoll weiterzuentwickeln. Wenn Unternehmen Ideen für neue Services oder Schnittstellen haben, schlagen sie das einfach vor. Unsere Alliance kümmert sich dann um die Implementierung (nicht nur Spezifikationen). Dadurch bewegen wir uns schneller in dem sich ständig weiterentwickelnden IoE.
Was sind die größten Herausforderungen?
Philip DesAutels: Die Interoperabilität zwischen all diesen „Dingen“, die das Ökosystem des Internet of Everything bilden. Momentan steht die Branche vor großen Herausforderungen auf dem Weg zur Interoperabilität: Es gibt zu viele verschiedene Aktivitäten und Technologien. Vor allem proprietäre Geschäftsmodelle stehen hier im Weg. Es gibt zwar Ansätze, die Interoperabilität zwischen Geräten im Haus zu verbessern. In der Umsetzung beschränkt sich das allerdings darauf, dass verschiedene Produkte eines einzelnen Anbieters miteinander kommunizieren können. Das mag für Smartphones, Tablets und Fernseher funktionieren. Was aber ist mit Kühlschränken, Kaffeemaschinen oder Haussicherheitssystemen? Die AllSeen Alliance ist der erste richtige, groß angelegte Vorstoß von Unternehmen, eine echte interoperable Lösung über ein Open Source Software-Modell umzusetzen.
Seit einigen Monaten ist die EnOcean Alliance jetzt Mitglied in der AllSeen Alliance. Was macht diese Partnerschaft aus?
Graham Martin: Mit der Zusammenarbeit zwischen der AllSeen Alliance und der EnOcean Alliance möchten wir den EnOcean-Standard in das offene AllJoyn Framework einbinden. Dieser technische Rahmen führt alle Kommunikationsstandards und -ebenen für ein IoE zusammen: Batterielose Funksensoren, die die benötigten Daten erfassen, Steuereinheiten zur Informationsverarbeitung, ein übergeordnetes System für die intelligente Vernetzung sowie die App für eine nutzerfreundliche Bedienung. Alle grundlegenden Technologien für ein Internet of Everything gibt es heute bereits. Doch erst die Zusammenarbeit der involvierten Anbieter, Technologien und Standards unter dem Schirm der AllSeen Alliance ermöglicht eine nahtlose Kommunikation.
Welche Rolle spielt funkbasierte Gebäudeautomation in einem IoE?
Graham Martin: Gebäudeautomation ist ein Vorbild für das IoE. In Gebäudeautomationssystemen ist es üblich, dass verschiedene Standards zusammenwirken, um die beste Lösung umzusetzen. Hier gibt es bereits eine umfassende Vernetzung verschiedener Standards und interoperable Geräte verschiedener Hersteller, die intelligente, selbstlernende Automationssysteme ermöglichen. Deshalb können smarte Gebäude als wesentlicher Bestandteil eines IoE gesehen werden.
Warum ist es so wichtig, verschiedene Standards zu vernetzen?
Graham Martin: Für die Rahmenbedingungen eines IoE ist es unterlässlich, dass Technologiestandards zusammenarbeiten. Es wird offensichtlich keinen einzelnen Standard geben, der alle diese tausende von Anwendungen abdecken kann, die wir heute und in Zukunft sehen. Ein batterieloser Sensor bietet die nötige Flexibilität, um Daten zu sammeln. Er kann aber nicht über energiehungrige Protokolle wie WiFi kommunizieren. Er muss es auch nicht. Er kann Telegramme über den energiearmen EnOcean-Standard senden und erhält Zugang zu IPv6, zum Beispiel über Gateways.
Philip DesAutels: Als Branche müssen wir Interoperabilität statt Fragmentierung weiter vorantreiben. Die Technologiebranche heute – vom Consumer-Markt bis zu Großkunden – braucht einen gemeinsamen Rahmen, in dem alle Geräte und Systeme unabhängig von Hersteller oder Betriebssystem miteinander vernetzt sind. Eine Open Source Software wie AllJoyn will genau das tun. Einmal umgesetzt, werden Endverbraucher wie Unternehmen erleben, wie einfach es ist, Geräte, Systeme und Services unabhängig von Marke und Hersteller miteinander zu vernetzen und mit ihnen zu interagieren.