Nutzerakzeptanz für das Smart Home
Ausgabe 01-2015:
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Energieeffizienz ist eines der großen Ziele für Wirtschaft und Gesellschaft. Eine besonders wichtige Stellschraube für eine nachhaltigere Energienutzung ist die Gebäudeautomation. Hier gibt es bereits zahlreiche Produkte und Lösungen auf dem Markt, vermehrt auch für den Privatbereich. Doch trotz hoher Einsparraten von bis zu 30 Prozent haben sich die Lösungen hier in der breiten Masse noch nicht durchgesetzt. Es fehlt ein wichtiger Baustein: die Nutzerakzeptanz. Das soll sich durch flexible, intuitiv zu bedienende, selbstständig arbeitende Systeme ändern.
Die viel propagierte intelligente Vernetzung im Smart Home scheitert derzeit noch daran, dass die Automationslösungen verschiedene Standards für einzelne Gewerke (Licht, Jalousie, Heizung, Multimedia) nutzen, herstellergebunden sind und sich vor allem kabelgebundene Lösungen nur mit großem Aufwand installieren und erweitern lassen. Dadurch fällt es dem Verbraucher schwer, das für sich passende System aus einem stark fragmentierten Angebot auszuwählen. Zudem sieht er bislang nur selten den Mehrwert eines Smart Home, da die optimale Abstimmung der einzelnen Komponenten und damit die tatsächliche Anwenderfreundlichkeit noch fehlen. Dadurch mangelt es nach wie vor an der breiten Nutzerakzeptanz für das Smart Home.
Herstellerübergreifender Ansatz
Es zeichnet sich jedoch ein Umdenken in der Branche ab. Anbieter verfolgen immer mehr das Ziel, die Grenzen von Produkten, Standards und Gewerken aufzulösen und zu einer integrierten Lösung zusammenzuführen. Diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit fordert offene Systeme, die Produkte verschiedener Partnerhersteller einbinden. Der Kunde kann aus einer Vielzahl unterschiedlicher Lösungen auswählen, die alle mit ein und derselben Steuereinheit kommunizieren. Dadurch lassen sich alle Komponenten standardübergreifend mit einer einzigen App bedienen.
Funk für einfache Installation
Viele Verbraucher möchten ein Startsystem möglichst einfach in einem Bestandsgebäude selbst installieren können. Durch diesen Kundenwunsch lösen zunehmend Funksysteme die klassisch verkabelten Lösungen ab. Sie lassen sich mit wenigen Handgriffen auch in bestehenden Gebäuden nachrüsten und ersparen aufwendige Umbaumaßnahmen. Der Funk ermöglicht es, die einzelnen Komponenten flexibel zu platzieren, zu vernetzen und zu ergänzen. Moderne, wartungsfreie Lösungen arbeiten zudem ohne Batterien. Über „Energy Harvesting“ erzeugen kleine Energiewandler Strom aus der unmittelbaren Umgebung für Sensoren, Schalter oder Stellventile. Dabei dienen Bewegung, Licht oder Temperaturdifferenzen als Energiequellen. Der stets lästige und häufig unzumutbare Batteriewechsel entfällt bei diesen Geräten vollständig.
Multifunktionale und selbstlernende Lösungen
Durch den Einsatz der batterielosen Funktechnologie und das Ziel einer hohen Nutzerakzeptanz verändern sich auch die Produkte. So bilden solarbasierte Funksensoren inzwischen mehrere Funktionen in einem Gerät ab und messen gleichzeitig Temperatur, Helligkeit und Feuchtigkeit in einem Raum.
Solche multifunktionalen Sensoren sind häufig Teil von selbstlernenden Systemen, die sich automatisch dem Wohnverhalten der Nutzer und verschiedenen Parametern anpassen. Basislösungen in diesem Bereich sind intelligente Einzelraumlösungen. Hier erfasst ein Sensor sowohl die aktuelle Raumtemperatur als auch die Anwesenheit von Personen. Dadurch erkennt der solarbetriebene Sensor langfristig, zu welchen Zeiten ein Raum genutzt wird, und erstellt automatisch ein individuelles Nutzungsprofil. Diese Informationen gibt der Sensor per Funk an ein durch Temperaturdifferenzen versorgtes Heizkörperstellventil, das die Raumtemperatur entsprechend dem Bedarf regelt.
Echter Mehrwert durch Intelligenz
Weiterführende Systeme nutzen spezielle Algorithmen in der zentralen Steuerung. Diese verarbeiten die Daten der im Haus verteilten Sensoren sowie anderweitig zur Verfügung stehende Informationen wie Online-Wetterdaten, um die gesamte Automation auf den individuellen Rhythmus der im Haus lebenden Personen sowie sich ändernde äußere Faktoren abzustimmen. Durch die Verknüpfung der verschiedenen Parameter und Gewerke entsteht ein deutlicher Mehrwert für den Nutzer. Er profitiert von hohen Energieeinsparungen und Komfortfunktionen, die sich automatisch an seine Bedürfnisse anpassen, ohne ihn zu bevormunden.
Schutz der Daten
Inzwischen gibt es auch Cloud-Plattformen, die unterschiedliche Anwendungen für die Licht-, Heizungs- oder Jalousiesteuerung zusammen mit batterielosen Funksensoren, -aktoren und mobilen Geräten integrieren. Auch hier nutzt das System alle Daten in Echtzeit, berücksichtigt die Gebäudeeigenschaften und verarbeitet im Hintergrund der Cloud komplexe Automationsszenarien situationsabhängig.
Bei aller Intelligenz muss immer auch der Datenschutz gewährleistet sein. Für die Sicherheit der persönlichen Informationen übertragen Steuerzentralen die Daten verschlüsselt. Zudem kann der Nutzer jederzeit bestimmen, ob und welche Daten er in der Cloud hinterlegen möchte und welche lokal in der Steuerzentrale im eigenen Zuhause gespeichert werden.
Freie Wahl zum echten Smart Home
Durch die herstellerübergreifenden Systeme hat der Anwender freie Produktwahl. Die Komplexität der verschiedenen Technologien wird in der zentralen Steuerung zu einer einfachen und intuitiven Bedienung umgewandelt. Dank der batterielosen Funktechnologie sind die Sensoren und Heizaktoren wartungsfrei und lassen sich leicht installieren, jederzeit wieder versetzen und später erweitern. Es entsteht ein echtes Smart Home, das Komfort, Energiesparen und Sicherheit nahtlos in den Alltag integriert, ohne dass sich der Nutzer mit der Technik auseinandersetzen muss.